Mehr Infos:
https://www.nasa.gov/centers/dryden/history/pastprojects/Lifting/M2F1/index.html
https://www.nasa.gov/centers/armstrong/news/FactSheets/FS-011-DFRC.html
https://www.nasa.gov/centers/armstrong/images/Lifting_Bodies/index.html
https://www.dfrc.nasa.gov/Gallery/Photo/index.html
(Links in Browser einkopieren)
Der Bausatz:
Nach dem Bau meiner Bell XV-15 war dies erst der zweite Bausatz komplett
aus Gießharz, meine modellbauerischen Erfahrungen waren, was diesen
Bausatztyp anbetrifft, also eher begrenzt. Wenige Wochen nach der Bestellung
in den USA traf die kleine Bausatzschachtel bei mir ein. Gleich nach
dem ersten neugierigen Blick auf die Einzelteile war mir klar, dass
dieses Projekt, trotz seiner geringen Größe, nicht einfach
zu bauen sei. Die Skepsis beruhte aber nicht auf der Qualität der
Gussteile, denn die war gut, sondern auf der erkennbaren Zerbrechlichkeit
mancher Teile. Während die Rumpfteile, Ruderflächen und tiefgezogenen
Klarsicht-/Kanzelteile einen sehr guten Eindruck machten, war mir bei
Betrachtung der Teile für das Hauptfahrwerk sofort klar, dass mit
dem Resinteil und den beigefügten Stahldrähten nichts anzufangen
war. An einem kompletten Eigenbau kam ich nicht herum. Gleiches galt
für die Mini-Instrumententafel und den Boom Sensor. Die Abziehbilder
waren von guter Druckqualität, sodass ein aufwändiger Nachbau
nicht erforderlich war.
(1) Die Rumpfhälften:
Üblicherweise sind Rumpfformen in eine linke und rechte
Hälfte geteilt, in diesem Fall aber in eine bauchige, untere Hälfte
und eine plane, obere mit den Seitenleitwerksfinnen. Daher auch der
Spitzname "Fliegende Badewanne". Diese Konfiguration erweist
sich als sehr hilfreich, ermöglicht sie doch den unproblematischen
Einbau von Längs- und Querspanten. Die beiden Längsspanten
bestehen aus 1 x 1 mm breiten Polystyrolstreifen, die Querspanten aus
1 x 0,5 mm Polystyrolstreifen. Alle wurden mit Sekundenkleber eingeklebt.
Anspruchsvoll war die Anfertigung des Spants auf Höhe des rechteckigen
Sichtfensters backbordseitig. Dieser Spant musste der Rumpfkontur angeglichen
werden und genau zum tiefgezogenen Klarsichtteil passen, das später
diese Rumpföffnung verschließt.
Für die geständerte Präsentation des Modells klebte ich
einen Polystyrol-Spritzgussrohling innenseitig am Heck auf Höhe
der Hilfsrakete ein, den ich vorher auf 1 mm aufgebohrt habe.
Weil ich von Anfang an vorhatte, das Hauptfahrwerk neu zu bauen, habe
ich an den entsprechenden Rumpföffnungen wieder innenseitig kleine
Polystyrolstreifen als Führung eingeklebt, entlang der die Drähte
der Fahrwerksstreben einzustecken waren. Dabei war für die hintere
Strebe Messingdraht mit 1 mm und für die vordere Messingdraht mit
0,7 mm Durchmesser vorgesehen. Als Aufnahme für das Bugfahrwerk
klebte ich eine Messinghülse in den Rumpf, die ich selbst angefertigt
habe. Dazu benutzte ich ein kurzes Stück 1,5 mm Messingdraht, den
ich innen auf 0,5 mm aufgebohrt habe. Absicht war es, eine stabile Basis
im Rumpf zu haben, falls das wenig Vertrauen erweckende Bugfahrwerk
einmal abbrechen sollte und zu ersetzen war.
Die Seitenleitwerksfinnen habe ich mit Bohrungen versehen, um später
die Aileron- und Seitenruderflächen aufstecken zu können.
Auf den inneren Rand der Cockpitöffnung habe ich einen 0,2 mm dicken
Polystyrolstreifen geklebt, der ca. 1 mm nach oben herausragt. Dieser
kurze Kragen hilft später bei der Positionierung der großen
Cockpithaube und sorgt beim Aufkleben für perfekten Sitz.
Nach Abschluss der Innenarbeiten klebte ich die Rumpfhälften mit
Sekundenkleber zusammen. Anschließend wurden alle Öffnungen
provisorisch mit dünnen Pappstücken verschlossen. Zur Fixierung
benutzte ich Color Stop von Revell. Das hatte zudem den Nebeneffekt,
dass die Pappabdeckungen nun wasserfest waren. Dass war auch so bezweckt,
weil die Rumpfnaht nach dem Verspachteln und der Rumpf nach dem Grundieren
als Vorbereitung auf die Weiß-Lackierung nassgeschliffen wurde.
(2) Das "Innenleben" mit Schleudersitz, Gitterrohrkonstruktion
und Instrumententafel:
Der Schleudersitz-Rohling wurde entgratet und zur Lackierung
vorbereitet. Mit sehr spitzen Fingern wurden die einzelnen Gitterrohrelemente
mit Sekundenkleber zum mastförmigen Überrollschutz zusammengeklebt.
In der Vorratskiste fand sich eine entsprechende Pilotenfigur. Nach
kleineren Arbeiten passte diese perfekt in ihren Sitz. Nach der "Bemalung"
des Schleudersitzes und des Gitterrohrmasts wurde dieser auf die Schleudersitzunterkonstruktion
geklebt. Dabei war darauf zu achten, dass diese Baugruppe noch durch
die Cockpitöffnung passte, denn der Einbau sollte erst nach dem
Zusammenkleben der beiden Rumpfteile erfolgen.
Das Resinteil für die Instrumententafel hätte bereits das
Abtrennen vom Gießast nicht überstanden. Deshalb war hier
ein Neubau erforderlich. Dieser besteht aus zwei im Querschnitt quadratischen
Drähten (ehem. Leuchtdioden-Anschlussdrähte), die ich zusammenlötete.
Darauf klebte ich ein Polystyrolplättchen als eigentliche Tafel,
auf die ich ein Instrumententafel-Decal (von einer Lockheed F-104) in
passender Größe applizierte. Insgesamt besteht dieses Kleinteil
aus sechs Elementen! Die Befestigung sollte an der Unter-/Innenseite
der oberen Rumpfhälfte erfolgen und entsprechende Aufnahmen rechts
und links waren schnell angefertigt.
Der kleine Geräteträger aus Resin, dessen Position zwischen
Bugfenster und Ruderpedalen liegt, wurde ebenfalls vorab lackiert. Dessen
Einbau erfolgte ebenfalls nach dem Zusammenkleben der Rumpfhälften.
(3) Die Cockpitfenster/Klarsichtteile:
Bei allen drei Fensterelementen – Cockpithaube, Bug-
und Seitenfenster – wurden die tiefgezogenen Teile mitsamt ihren
Tiefziehpositivformen geliefert. Somit bestand die Möglichkeit,
wenigstens Fenster nachzuziehen, falls das mitgelieferte Original verschnitten
oder anderweitig unbrauchbar werden sollte. Glücklicherweise war
dies nicht erforderlich. Trotzdem begegnete ich diesen essenziell wichtigen
Bauteilen mit großem Respekt, hatte ich doch schon lange mit solchen
Teilen nicht mehr gearbeitet (Zuletzt bei der Bell XV-15).
Nachdem der Rumpf zur Lackierung vorbereitet war, erfolgte der Einbau
der Fenster mit Klarlack. Bei solchen Teilen arbeite ich grundsätzlich
nicht mit Sekundenkleber, weil diese durch Klebstoffdämpfe schnell
erblinden können. Der Supergau...
Nach mehrtägiger Wartezeit wurden die Fenster für die später
anstehende Lackierarbeit mit orangenem Tamiya Masking Tape und Color
Stop maskiert.
(4) Das Fahrwerk:
Wie bereits eingangs erwähnt waren die für das Hauptfahrwerk
bestimmten Teile, ein (falsches?) Resinteil und mehrere kurze Stahldrähte,
vollkommen unbrauchbar, denn die vorgesehene Konstruktion hätte
nie zusammengehalten, geschweige irgendwelche Belastung ausgehalten.
Jedes Hauptfahrwerkselement besteht aus drei Drähten. Die beiden
Hauptstreben bestehen aus Messingdrähten mit 1 mm und 0,7 mm Durchmesser.
Die Diagonalstrebe mit dem Dämpfer besteht aus 0,3 mm Stahldraht.
Die Kunst bestand nun daraus, alle Elemente in ihrer Länge symmetrisch
abzustimmen, zu biegen und in einer Hülse am jeweiligen Rad zusammenzuführen.
Die beiden Räder stammen aus der "Grabbelkiste". Die
Dämpfer bestehen jeweils aus einem Polystyrolteil, das ich mit
dünnem Faden umwickelt habe, um die Originalkonstruktion mit Gummibändern(!)
nachzuahmen.
Insgesamt sind mir diese filigranen Arbeiten gut gelungen, es passte
alles und war absolut symmetrisch. Es gibt nur leider einen Wermutstropfen:
Die Spurbreite ist wenige Millimeter zu groß, das Modell steht
doch etwas "breitbeinig" da. Aber in der seitlichen Betrachtung
fällt das kaum auf und wer erkennt das schon? Und nur wegen der
wenigen Millimeter wollte ich die Teile nicht neu bauen oder umarbeiten.
Dabei wären die bestimmt kaputt gegangen. Auf diese Weise gibt
es wenigstens für die berühmt-berüchtigten "Nietenzähler"
etwas zu bemängeln. Sollen die es doch erst einmal besser machen!!!
(5) Sonstige Kleinteile/Lackierung/Decals:
Im Abgleich mit den Decals und den Öffnungen im Heckspiegel
für die Aktuatoren fiel mir auf, dass die Seitenleitwerke etwas
zu kurz geraten waren. Also fertigte ich diese aus 1,5 mm Polystyrolstücken
neu an.
Auch der Instrument Boom gefiel mir nicht und wurde neu gebaut. Die
Tuben/Röhren bestehen aus einem 0,7 mm Messingdraht, den ich für
eine Stahlnadel zentral mit 0,3 mm aufgebohrt habe. Freihändig
natürlich. Auf die Flügelsensoren habe ich verzichtet. Wieder
etwas für die "Nietenzähler"...
Das Bugfahrwerk wurde noch um ein Abschlepphaken ergänzt, eine
modifizierte Fahrwerksstrebe eine F-18.
Alle fünf Steuerflächen – Elevator, Ailerons und Ruder
– habe ich von Beginn an mittels Drähten aufsteckbar ausgeführt.
Das hat die Bearbeitung und Lackierung enorm erleichtert, konnte ich
diese auf diese Weise auf Spritzlingen fixieren und somit gut handeln.
Auch provisorische Passproben am Modell waren so jederzeit möglich.
Und die spätere Verbindung mit dem Rumpf ist somit bruchsicher.
Vor der Lackierung in einheitlichem Glanzweiss habe ich zweimal grundiert,
zuerst die beiden Rumpfhälften jeweils für sich. Grund war,
die Oberflächen der beiden größten Bauteile die Grundierung
betreffend so weit wie möglich vorzubereiten, um nach dem Zusammenkleben
der Rumpfhälften nur noch die umlaufende Klebenaht nach dem Glattschleifen
neu Grundieren zu müssen. Dadurch reduzierten sich die Nassschleifarbeiten
erheblich und die Wasserexposition , insbesondere der Fensterabdeckungen
aus Pappe, war deutlich geringer. Danach erfolgte die Lackierung des
Rumpfes und der Steuerflächen mit Glanzweiss.
Die Nassschiebebilder waren nochmals eine Herausforderung zum Schluss.
Auch wenn die Druckqualität für Kleinserien recht gut war,
erwies sich der Trägerfilm als sehr tückisch: Er war extrem
knickempfindlich und sehr brüchig, was mir regelmäßig
den Angstschweiß auf die Stirn trieb...letztendlich ist bis auf
ein kleines, kaum sichtbares Malheur nichts Schlimmes passiert.
FAZIT:
Der Resinbausatz ist eine gute Grundlage für ein am Schluss sehr
schönes Modell. Aber auch wenn man es wegen seiner vergleichsweise
geringen Größe nicht glaubt, so ist doch sehr, sehr viel
Detailarbeit erforderlich. Für ein gutes Finish benötigt man
viel Erfahrung mit unterschiedlichen Modellbautechniken und ohne Improvisationstalent
geht gar nichts. Auch wenn die "Fliegende Badewanne" als Modell
putzig dasteht — es ist absolut kein Modell für Anfänger
und ist letztlich modellbauerisch eine größere Herausforderung
als ein "out-of-the-box"-gebautes Shuttle-Modell in 1:72!
Trotzdem haben sich die Anstrengungen gelohnt, sind doch die Bilder
des M2F1 an sich und vor allem mit meinem OV-101 "Enterprise"
einmalig!
Schlussbemerkung:
Für die Fertigstellung dieses Modells habe ich fast genau ein Jahr
gebraucht, einschließlich einer achtmonatigen Unterbrechung. Leider
ist dieses Modell auch das erste, das ich nach Bauabschluss nicht mehr
meiner 2020 verstorbenen Ehefrau präsentieren konnte. Sie war in
den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten immer die erste gewesen, die
meine Hobbyerzeugnisse zur Begutachtung zu Gesicht bekam.
Eine Auswahl repräsentativer Bilder vom fertig gestellten
Modell finden Sie hier:
Modellgalerie/Exoten/M2F1
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