Tag der Bundeswehr 2023:
Besser spät als nie – bereits seit 2015 lädt
die Truppe zum jährlichen Tag der Bundeswehr ein und öffnet
die Kasernentore dann an zehn Standorten für die Öffentlichkeit
– und ich habe es auch endlich geschafft. In der Vorberichterstattung
in den Medien war von 60.000 erwarteten Besuchern die Rede, also hieß
es früh aufstehen und Abfahrt ins Schaumburger Land. Ankunft nach
65 Km Fahrt auf dem Parkplatz Hasengarten am westlichen Stadtrand von
Bückeburg war bereits um 08:00 Uhr, sodass ich eine halbe Stunde
später in den ersten Bus der Linie 3 einsteigen konnte und als
einer der ersten vor dem Haupttor des Internationalen Hubschrauber-Ausbildungszentrums
(IntHubschrAusbZ) stand. Bereits um 09:00 Uhr erfolgte der Einlass,
um 10:00 Uhr erfolgte der Programmbeginn. Das hieß also, eine
Stunde Zeit zur Orientierung, das Vorfeld mit dem Static Display und
der Suche nach einem optimalen Standplatz für die folgenden Flugvorführungen.
Volles Programm von 10:00 bis 17:00 Uhr mit vielen
spektakulären Flugvorführungen
Die erste Überraschung gab es gleich zu Beginn auf dem Vorfeld:
Im Ausstellungsbereich Landsysteme Bundeswehr traf ich unter anderem
gleich auf gute, alte Bekannte wie den Flakpanzer Gepard, den Kampfpanzer
Leopard 1A5 sowie den Schützenpanzer Marder, alle extra für
diesen Anlass aus dem Panzermuseum Munster hierher transportiert. Weiter
ging es anschließend zum Ausstellungsbereich Statische Vorführungen/Zone
Luftfahrzeuge mit diversen Hubschraubertypen aus dem aktuellen Bestand
der Truppe.
Eröffnet wurde das Tagesprogramm mit dem Flaggensprung der Fallschirmspringer,
gefolgt vom Formationsvorbeiflug unterschiedlicher Hubschraubertypen,
beginnend mit den Schulungsmustern Bell 206 Jet Ranger und Eurocopter
EC135, dem taktischen Transporthubschrauber Airbus NH90, dem Kampfhubschrauber
EC665 Tiger und als Abschluss der mittlere Transporthubschrauber Sikorsky
CH-53G.
Während
der folgenden, einstündigen Pause war kurz Gelegenheit, sich weiter
auf dem Vorfeld umzuschauen. Herausstechendes Ausstellungsstück
und Besuchermagnet war die Lockheed C-134J der deutsch-französischen
Hercules-Lufttransportstaffel Tactical Air Transport Squadron aus Évreux
bei Paris. Das imposante Flugzeug konnte von innen besichtigt werden
und Soldaten der binationalen Besatzung beantworteten gerne Fragen des
interessierten Publikums. Weiter führte der Weg an den Hangars
vorbei zur Ausbildungslehrwerkstatt, wo sich die Bundeswehr als attraktiver
Ausbildungsbetrieb im Bereich Luftfahrttechnik präsentierte. Und
das mit seit vielen Jahren nicht mehr gesehenen Raritäten wie eine
FIAT G.91 Gina, Dornier Alpha Jet, Aérospatiale Alouette II und
Zelle eines Sikorsky H34. Dafür war aber nur kurz Zeit, denn wegen
der Weitläufigkeit des Geländes musste ich zügig zu meinem
Stammplatz nahe der VIP-Tribüne gehen, denn der nächste Programmpunkt
stand an:
Es begannen die Vorführprogramme des EC135, NH90 und des EC665
Tiger. Insbesondere die teils spektakulären Flugmanöver der
beiden Tiger waren ein erstes Highlight. Hervorzuheben ist dabei, dass
neben einem Tiger der Bundeswehr ein Tiger der französischen Streitkräfte
beteiligt war und beide sich einen spannenden, simulierten Luftkampf
lieferten. Die Verfolgerrolle übernahm dabei der französische
Tiger, wohl wegen der Ausstattungsvariante mit einer schussstarken 20
mm Maschinenkanone, aber das ist nur meine Vermutung...
Fast nahtlos anschließend begann danach die längste und
mit Abstand aufwändigste Vorführung, die Darstellung Gefechtsbild
Luftbeweglichkeit: Es war die Simulation der Einnahme eines feindlichen
Flugfeldes durch Fallschirmjäger und weitere, abgesetzte Sicherungskräfte.
Los ging es mit dem Absprung von zehn Fallschirmjägern aus einem
NH90. Nach Landung, Bergung der Fallschirme und Herstellung der Kampfbereitschaft
führte der Trupp aus der Deckung heraus ein Feuergefecht mit gegnerischen
Bodentruppen. Kurz darauf erreichten vier weitere NH90 den Schauplatz,
aus denen sich weitere eigene Luftlandesoldaten auch während des
sog. stationären Schwebeflugs mittels Fast Roping-Technik (taktisches
Seilrutschen) absetzten. Durch meinen günstig gewählten Standort
nahe der VIP-Tribüne war ich relativ nah am (Kampf-)Geschehen und
konnte den starken Downwash, die Luftverwirbelung der Rotorblätter
in Bodennähe, des mir nächsten Hubschrauber selbst erleben.
Danach rückten die Soldaten weiter in Richtung Vorfeld vor, verbunden
mit reichlich Platzpatronengeknatter und Pyroblitzkrawumms. Und das
alles bei sengender Juni-Sonne und Affenhitze von fast 30°C in voller
Kampfausrüstung! Abschließend näherte sich aus dem gesicherten
Rückraum ein CH-53G mit einem Wiesel als Außenlast, der sofort
nach der "Landung" mit Höchstgeschwindigkeit Kurs auf
die vordere Feuerlinie nahm um dem Infanterie-Brückenkopf wohl
Feuerunterstützung zu geben. Die Bordkanone MK 20 blieb aber stumm...
Das ganze Geschehen lief von der Durchführung her wie eine Lehrübung
(LÜ) ab, so wie ich es noch aus meiner aktiven Zeit beim Panzerlehrbataillon
94 in Munster her kenne, wie damals z.B. LÜ Verbundene Waffen,
LÜ Raubkammer, LÜ Gefechtsfahrzeuge PzLBrig9, LÜ Nacht,
LÜ Pz/PzGren und so weiter...ist alles lange her, aber war eine
spannende Zeit von 1988 bis 1989...
Nach zwanzigminütiger Erholungspause kündigte sich von Westen
kommend mit sonorem Gebrumm mein persönliches Highlight der Veranstaltung
an (Ich bin nun mal Fan von Starrflüglern): Ein Airbus A400M des
Lufttransportgeschwaders LTG 62 aus Wunstorf, also aus unmittelbarer
Nachbarschaft!
Nach schnellem und hohem Überflug mit einer Platzrunde setzte das
modernste und vielseitigste Transportflugzeug der NATO von Osten zur
Landung auf der Landebahn 08/26 (1832 m x 45 m Asphalt) an. Bei dem
"Gastflieger" handelte es sich um die Maschine mit der Kennung
"54+33" und leider nicht um die "54+21" mit der
auffälligen Sonderfolierung am Heck und auf dem Seitenleitwerk
anlässlich der Luftstreitkräfteübung Air Defender 23,
die zeitgleich durchgeführt wurde (Die Übung Air Defender
23 war die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften
seit Bestehen der NATO: Vom 12. bis 23. Juni trainierten bis zu 10.000
Übungsteilnehmer aus 25 Nationen mit 250 Luftfahrzeugen unter der
Führung der Luftwaffe Luftoperationen im europäischen Luftraum).
DAS wäre sozusagen die Kirsche auf der Sahne gewesen!
Nach einer Drehung um 180° demonstrierte der A400M seine STOL-Eigenschaften,
nachdem er nach nur einigen hundert Metern Startstrecke abhob und in
steilem Steigflug schnell an Höhe gewann. Es folgten eine Reihe
an spektakulären Flugmanövern, die man einem Flugzeug dieser
Größe nicht zutrauen würde. Vier Turboproptriebwerke
mit jeweils 8000 kW Nennleistung machen es möglich. Da wäre
ich gerne mit drin gewesen, als Achterbahn für Fortgeschrittene.
Ob es mir bekommen wäre, wäre eine andere Frage gewesen...
Hinzu kamen mehrere Überflüge bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten
und mit geöffneter Ladeklappe. Als Abschluss der beeindruckenden
Flugvorführung demonstrierte der A400M einen Steilabstieg im Quer-
und Endanflug zeigte, mit wie erstaunlich wenigen hundert Metern Landestrecke
das große Flugzeug auskommt. Nach kurzer Standzeit rollte der
Airbus wieder an und absolvierte einen Normalstart nach Osten. Nach
einer Kehrtwende über dem Schaumburger Land setzte der Gastflieger
an zum letzten Überflug nach Westen einschließlich obligatorischem
"Flügelwackeln" als Abschiedsgruß. Insgesamt hat
das Flugprogramm 30 Minuten gedauert aber die Zeit verging im wahrsten
Sinnen des Wortes wie im Fluge.
Dieses Schlussbild war dann auch für mich das Signal, an die Heimfahrt
zu denken. Es war jetzt 14:00 Uhr und das Gelände des Heeresflughafens
war längst sehr gut besucht. Für die Rückfahrt zum Parkplatz
war ich auf den Shuttle-Bus angewiesen und ich wollte dem großen
Abreisestrom entgehen. Also verzichtete ich auf den anschließenden
Demonstrationsflug des Seefernaufklärers Lockheed P-3C Orion des
Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" vom Fliegerhorst
Nordholz. Zwar schade, aber dadurch war ich bereits nach 75 Minuten
wieder zu Hause. Und als ich dann abends im Fernsehen den Bericht sah
und hörte, dass statt der erwarteten 60.000 wohl tatsächlich
100.000(!!!) Besucher vor Ort waren, sah ich meine vorzeitige Abreise
als goldrichtige Entscheidung an.
Fazit: Es war eine tolle Veranstaltung mit absolut hervorragender Organisation
seitens der Bundeswehr, danke dafür! Und das Wetter passte perfekt
dazu!
Im Jahr 2024 auf ein Neues, voraussichtlich am 08. Juni (Stand Ende
2023), vielleicht dann in Wunstorf beim LTG 62 (Gerüchtehalber)...
Danksagung:
Ich danke sehr herzlich Presseoffizierin Frau Hauptmann Gattermann vom
Kommando Hubschrauber (BwKdoHubschr Presse) für die freundliche
Unterstützung durch die Erlaubnis vom 23. Juni 2023 zur Nachveröffentlichung
des Informationsflyers zum Tag der Bundeswehr 2023 in Bückeburg.
HINWEIS: Abweichend von der bisher üblichen Form der Präsentation
entfallen bei diesem Special die Bildunterschriften aufgrund der hohen
Anzahl der Bilder.
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