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Testing Limits – Pushing Frontiers

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CEV-Missions-Animation
Animation einer Mond-
Mission mit dem CEV
(Erstellt von M. Kletzsch)
Die Rückkehr der NASA zum Mond
CEV Back to the roots

Noch vor Ende des nächsten Jahrzehnts will die NASA bemannte Missionen zum Mond schicken. Wie die amerikanische Weltraumbehörde dieses ehrgeizige Ziel erreichen will, stellte sie am 19. September 2005 der Öffentlichkeit vor. Die von US-Präsident George W. Bush Anfang 2001 angekündigte Neuausrichtung des bemannten Raumfahrtprogramms nimmt langsam Konturen an. Das Ergebnis der eineinhalbjährigen Planungen ist eine Mischung aus Altem und Neuem: Eine Kombination aus einer modernisierten Shuttle-Technologie und dem alten Missions-Konzept des Apollo-Programms.

Apollo — Das erste amerikanische Mondprogramm
Präsident Kennedy während der Rede im US-Senat
Präsident John F. Kennedy
am 25. Mai 1961 im Senat
15 Jahre, von 1960 bis 1975, dauerte das überaus erfolgreiche Programm, das am 21. Juli 1969 zum ersten Mal zwei Astronauten auf den Mond brachte. Bis Ende 1972 betraten 12 Amerikaner unseren Trabanten und erfüllten die Verpflichtung des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy.

Damals starteten jeweils drei Astronauten in ihrer Kommando-Kapsel an der Spitze der Saturn V-Rakete. Zur Landung auf dem Mond stiegen aber nur zwei Astronauten in die mitgeführte Landefähre um. Der dritte Astronaut blieb allein im Mutterschiff zurück. Nach dem Rückstart von der Mondoberfläche und dem Rendezvous mit dem Mutterschiff in der Mondumlaufbahn landeten die Apollo-Kapseln an Fallschirmen hängend im Meer.

Präsident Kennedy verkündete seine Absicht, Amerikaner in einem Wettlauf mit den Sowjets zum Mond zu schicken, am 25. Mai 1961 in seiner ersten Rede an den amerikanischen Kongress.

Das neue amerikanische Mondprogramm — Zurück zum Mond und darüber hinaus
Präsident Bush während der Rede im NASA-HQ
Präsident George W. Bush
am 14. Januar 2004
Fast 43 Jahre und 7 Präsidenten später, am 14. Januar 2004, präsentierte US-Präsident George W. Bush in einer Rede im NASA-Hauptquartier seine "neuen" Pläne für die bemannte amerikanische Raumfahrt, unter anderem:

• Vollendung der Internationalen Raumstation ISS

• Betrieb der Space Shuttle-Flotte bis 2010

• Entwicklung und Flug des Crew Exploration Vehicle bis 2014

• Rückkehr zum Mond bis spätestens 2020

• Ausdehnung der menschlichen Präsenz im Sonnensystem

CEV — Erinnerungen an Apollo
In der Space Vehicle Mockup Facility des JSC
Bau eines Maßstabsmodells
(Mock-up) des CEV im JSC
Kernstück des neuen Mondprogramms ist die Entwicklung eines neuen bemannten Raumfahrzeuges als Nachfolger der für solche Pläne unbrauchbaren Space Shuttles. Nach Angaben der NASA soll das neue Rückgrat der amerikanischen Weltraumfahrt "bezahlbar, verlässlich, vielseitig verwendbar und sicher" sein. Im Mittelpunkt steht dabei ein neues Raumschiff, das Crew Exploration Vehicle (CEV).
Wie die Apollo-Kommandokapseln wird auch das CEV konisch geformt sein. Es wird aber dreimal größer sein als sein "Vorgänger" und vier statt nur drei Astronauten Platz bieten. Für spätere Flüge zum Mars wird es sogar sechs Astronauten aufnehmen können. Bis es soweit ist, wird das CEV zuerst für Flüge zur ISS eingesetzt. Die NASA hofft, das erste CEV bereits 2011 einsetzten zu können und somit einen fließenden Übergang vom Space Shuttle auf das neue System zu erreichen.
Im Gegensatz zu den Apollo-Kapseln wird das CEV so ausgelegt sein, dass es bis zu 10 Mal wiederverwendet werden kann. Dazu wird nach jedem Flug der beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verbrannte Hitzeschild ausgetauscht. Im Gegensatz zu den Apollo-Missionen werden die CEV-Kapseln auf Land und nicht mehr im Wasser landen. Als primärer Landeort ist die Edwards Air Force Base in Kalifornien vorgesehen.

Ab 2011: Das CEV nähert sich der ISS
Das Crew Exploration Vehicle im Anflug
auf die Internationale Raumstation
Wie das alte Apollo-Command Module (Kapsel) wird auch das CEV mit einem Technik-Modul (analog dem Apollo-Service Module) ausgestattet sein. Es enthält unter anderem die lebenswichtigen Energie-, Antriebs-, Steuer- und Lebenserhaltungssysteme. Wegen des deutlich höheren Energieverbrauches wird es aber zusätzlich mit zwei Solarzellenauslegern ausgerüstet sein. Wie beim Apollo-Service Module erfolgt der Einschuß in die verschiedenen Erd- und Mondumlaufbahnen durch ein Haupttriebwerk. Der Treibstoff für das neu zu entwickelnde Triebwerk wird aber nicht mehr Stickstoff-Tetroxid, sondern flüssiges Methan sein. Grund dafür ist die Annahme der NASA-Techniker, aus den Resourcen auf dem Mond vor Ort Treibstoff für die Rückkehr zur Erde herstellen zu können. Diese Möglichkeit würde eine deutliche Gewichts- und somit auch Kostenreduktion bedeuten. Zu diesem Zweck ist bereits ein Programm gestartet worden, das mit Hilfe des Hubble Space Telescope die Mondoberfläche des Mondes im ultravioletten Licht nach geeigneten Lagerstätten untersuchen soll. Erste Ziele sind die Gebiete um Hadley und Taurus-Littrow (die Landegebiete der Missionen Apollo 15 und Apollo 17) sowie das Aristarchus-Plateau.

CEV/Lunar Lander im Mondorbit
Die Kombination aus CEV und Lunar Lander
in der Mondumlaufbahn vor der Landung
Zusammen mit dem neu zu entwickelnden Lunar Lander, der dem Lunar Module des Apollo-Programms sehr änlich ist, wird es dem CEV aber möglich sein, doppelt so viele Astronauten auf den Mond zu bringen. Zudem wird es mit dem Lunar Lander möglich sein, auch in der Nähe der Pole zu landen. Hier wird Wasser vermutet und es ist ausreichend Sonnenlicht vorhanden. Bei Apollo waren lediglich Landungen in der Äquatorebene möglich.
Weiterhin umfasst das neue Mondprogramm die Entwicklung eines Mondlabors. Mit Hilfe dieser bemannten Forschungseinrichtung soll während mehrerer Missionen die Nutzbarmachung von Mondresourcen für die Herstellung von Wasser, Sauerstoff und Treibstoff unter Beweis gestellt werden. In einer späteren Programmphase sollen sich vier Astronauten bis zu sechs Monate auf dem Mond aufhalten. Zusätzlich werden die "Lunanauten" mit unbemannten Landekapseln versorgt. Um die Mobilität der Crew auf dem Mond zu erhöhen, ist - ebenfalls wie bei Apollo - die Entwicklung eines Lunar Rovers beabsichtigt.

Die neuen Trägerraketen — Modifizierte Shuttle-Technik
Die neuen Raketen aus Shuttle-Technik
Links: Schwerlastrakete
Rechts: CEV-Trägerrakete
Sollte die Entwicklung des neuen Raumschiffes nach Plan und ohne gravierende Verzögerungen verlaufen, so hofft die NASA bereits im Jahr 2011 die ersten Missionen fliegen zu können. Erstes Ziel dieser Mission wird die Internationale Raumstation ISS sein.
Zu diesem Zweck muß ebenfalls die passende Trägerrakete noch entwickelt werden. Um Entwicklungs- und Erprobungszeit (und somit auch Kosten) zu sparen, greift die NASA auf "bewährte" Technik zurück: Als erste Stufe der neuen Trägerrakete soll ein Shuttle-Feststoffbooster zum Einsatz kommen. Es wäre das erste Mal, das ein bemanntes Trägersystem ausschließlich mit einem Feststoff-Aggregat als erster Stufe eingesetzt würde. Als zweite Stufe käme eine Stufe mit Flüssigtreibstoff zum Einsatz. Ein einzelnes Shuttle-Haupttriebwerk (Space Shuttle Main Engine, SSME) würde als Antriebsaggregat dienen. Entsprechend handelt es sich bei den kryogenen Treibstoffen der zweiten Stufe um flüssigen Wasser- und Sauerstoff. Der Gesamtschub dieser Trägerrakete reicht aus, um das CEV in eine niedrige Erdumlaufbahn zu befördern, beispielsweise zur ISS. Die ambitionierten Pläne der NASA sehen ab 2011 bis zu sechs Starts pro Jahr zur ISS vor.

Start der neuen Schwerlast-Trägerrakete
Start des unbemannten Lunar Lander
mit der neuen Schwerlast-Trägerrakete
In der Startmethodik der einzelnen System-Komponenten liegt auch der größte konzeptionelle Unterschied zum Apollo-Programm: Damals wurden sowohl das Apollo-Command and Service Module (CSM) als auch das Lunar Module (LM) gleichzeitig mit einer einzigen Saturn V gestartet.
In Zukunft soll der Start von schweren Lasten wie dem neuen Lunar Lander, dem Mondlabor und später auch von Elementen eines zukünftigen Mars-Raumschiffes mit einer separaten Trägerrakete erfolgen. Auch diese neue Schwerlastrakete beruht auf Shuttle-Technologie: Im Prinzip werden zwei modifizierte Shuttle-Außentanks aufeinander montiert. Im Unterschied zum jetztigen Design verfügen dann die ehemaligen Shuttle-Außentanks über eigene Triebwerke und werden so zu vollwertigen Raketenstufen. Die untere Stufe wird fünf - analog der Saturn V - Shuttle-Haupttriebwerke besitzen, die zweite Stufe vier und die dritte Stufe zwei. Um den erforderlichen Startschub zu bekommen, werden an die erste Zentralstufe seitlich zwei Feststoffbooster zusätzlich montiert. Diese Starthilfsraketen sind um jeweils ein Treibstoff-Segment verlängerte Shuttle-Feststoffbooster.

Größenvergleich amerikanischer Trägersysteme Die stärksten bemannten US-Träger im Vergleich

Diese Schwerlast-Trägerrakete wird in der Lage sein, Nutzlasten bis zu 125 Tonnen in eine Erdumlaufbahn zu befördern. Es soll auch möglich sein, mit diesem Träger bemannte Starts durchzuführen.
Die CEV-Kapsel ist wie die Apollo-Kapsel mit einer Rettungsrakete ausgestattet und wird auf die Spitze der Raketen montiert. Dadurch werden die neuen Trägersysteme nach Angaben der NASA mindestens 10 Mal sicherer sein als das Space Shuttle, da die Gefahr einer Beschädigung beispielsweise der Kapsel-Außenhülle durch herabfallende Teile beim Start ausgeschlossen ist.

Schema einer frühen Mondmission — (Fast) Wie bei Apollo
Zuerst startet eine unbemannte Schwerlastrakete mit der Mondlandefähre als Nutzlast in eine niedrige Erdumlaufbahn (1). Danach startet die vierköpfige Crew im Crew Exploration Vehicle (2). Anschließend schwenkt das CEV in die Umlaufbahn des Lunar Landers ein, der noch mit der 3. Stufe (Transferstufe zum Mond) verbunden ist. Das CEV koppelt daran an und die Transferstufe zündet für den Einschuß in die Flugbahn zum Mond (3). Danach wird die Transferstufe abgetrennt. Nach dreitägiger Reise schwenkt die CEV/Lunar Lander-Kombination mit Hilfe des Haupttriebwerkes am Heck des CEV-Technikmodules in eine Mondumlaufbahn ein (4).

Vom Start bis zur Landung auf dem Mond

Vor dem Abstieg auf die Mondoberfläche steigen die Astonauten in die Landefähre um und das CEV verbleibt unbemannt im Mondorbit zurück. Die Landefähre verläßt die Umlaufbahn und setzt auf der Mondoberfläche auf (5). Nach einem Aufenthalt von sieben Tagen startet die Crew mit der Oberstufe des Lunar Landers zurück zum im Mondorbit wartenden CEV (6) und dockt an. Danach verläßt die Crew die Mondumlaufbahn und die dreitägige Rückreise zur Erde beginnt. Nach dem sogenannten "de-orbit burn" wird das Technikmodul abgesprengt und das CEV tritt in die Erdatmosphäre ein. In den niedrigen und dichteren Schichten der Erdatmosphäre wird der Hitzeschild abgesprengt und es entfalten sich die drei Bremsfallschirme (7). Die Kapsel schwebt dem Erdboden entgegen (8). Um den Aufprall zu mindern, blasen sich kurz vor der Landung Luftkissen auf. Somit ist die Crew sicher gelandet und die Raumkapsel kann geborgen, überholt und wieder neu gestartet werden.

Vom Mond zurück zur Erde

 

Hier können Sie weitere Bilder zum CEV herunterladen:
(Alle Bilder zwischen 27KB und 95KB; Artist Impressions von John Frassanito & Ass. für NASA)

Start des Schwerlastträgers

Annäherung des CEV an die ISS

Start des CEV-Trägers

Das mit der Transferstufe/Lunar Lander gekoppelte CEV im Erdorbit

CEV-/Lunar Lander-Kombination im Mondorbit

Lunar Lander auf dem Mond

Rückstart des Lunar Lander in den Mondorbit

Das CEV an drei Bremsfallschirmen hängend

Das CEV kurz vor der Landung

Ablaufschema einer Mondmission (englisch)




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