Wer
kennt das Problem nicht, egal, ob Auto-, Militär-, Flugzeug- oder
Was-auch-immer-Bauer:
Da hat man viele Stunden allein und abgeschieden von der Welt in seinem
Basteluniversum zugebracht und ein neues Glanzstück hervorgezaubert
und anschließend, als brutaler Rückfall in die Wirklichkeit,
stellt sich die Frage: Wohin damit? Besser gefragt, wie lagere und transportiere
ich gegebenenfalls mein Modell, beispielsweise zum Clubabend, zum "Fotoshooting"
oder zu einer Ausstellung? Der eine benutzt Verpackungschips, der andere
wickelt die Modelle in Luftpolsterfolie ein, ein weiterer steckt Zahnstocher
in Styroporplatten...Möglichkeiten gibt es viele. Glücklicherweise
habe ich die für meine Anforderungen optimale Lösung gefunden.
Bei dieser Stelle muss ich mich bei Siegfried Fricke, VdPM-Urgestein,
bedanken. Er war – zumindest im Verein – der "Erfinder"
dieser Transportlösung. Ich habe sie lediglich übernommen
und an meine Bedürfnisse angepaßt und weiterentwickelt.
In meinem Fall habe ich Glück: ich baue weit überwiegend
Flugzeuge, noch dazu fast immer ohne Fahrwerke. Fahrwerke finde ich
unschön, lästig, sind außerdem sehr (transport-)empfindlich
und brechen leicht ab. Sie sind ein steter Quell modellbauerischen Unbehagens.
Außerdem heißt das Flugzeug Flugzeug weil es fliegt und
nicht steht. Dann müßte es ja auch "Stehzeug" heißen...
Damit bin natürlich gezwungen, für meine Modelle im Flugzustand
geeignete Ständer zu benutzen. Genau zu diesem Zweck habe ich über
viele Jahre ein kompatibles Stecksystem zur geständerten Präsentation
von Miniaturmodellen aller Art entwickelt. Aber das ist ein anderes,
eigenes Thema für einen Baubericht.
Doch nun genug der langen Vorrede. Wie sieht die Lösung
denn jetzt aus?
(1) Grundidee
Grundidee ist, daß ich nicht für jedes Modell eine eigene,
individuell angepasste Transport- und Umverpackung baue, sondern versuche,
mehrere Modelle möglichst ähnlicher Größe in einem
großen Behältnis zu integrieren. Dazu bediene ich mich gern
leichter Sperrholzkisten mit genormten Abmessungen. Diese sind mir vor
Jahren während meiner KEP-Berufsausübung von Kunden freundlicherweise
überlassen worden. Idealerweise sollten die Abmessungen jedoch
auf den zur Verfügung stehenden Platz im eigenen Auto angepasst
sein.
Basis der Transport- und Umverpackung sind Holzkisten mit 5 mm Materialstärke
in den Formaten 80 x 60 x 42 cm (mittel, drei Stück) sowie 61 x
41 x 45 cm (klein, vier Stück).
Eine große Holzkiste mit den Abmessungen 115 x 64 x 50 cm steht
noch unbearbeitet im Keller und ist für Modelle des SCA B747, XB-70
und B-52 vorgesehen. Irgendwann einmal...
(1) Vorarbeiten
Die Holzoberflächen der Kisten wurden geschliffen, grundiert und
mittels Schaumstoffrollen einheitlich lackiert. Anschließend habe
ich die Rohkisten und deren Deckel mit Metallbeschlägen versehen
sowie Metallfüße (Als Schutz vor nassen Böden und zur
Fixierung bei Stapelung) angebracht. Danach erfolgte der Zuschnitt von
Hartfaserplatten mit 3 mm Stärke als Einlegeböden (Wie bei
allen Transportverpackungen, die für mehrere Etagen übereinander
Platz bieten). Dabei erweisen sich die Normabmessungen der Kisten als
Fertigungsvorteil. Zur besseren Handhabung wird jeder Einlegeboden an
den Schmalseiten mit Möbelbügelgriffen zum Herausheben versehen.
Einlegeböden der mittleren Kisten erhalten möglichst zentral
eine mit einem Schutzgitter gesicherte Rundöffnung, damit Luft
beim Heraus- und Hineinheben besser zirkulieren kann.
Danach erfolgt die Überlegung, wieviele und welche Modelle zusammen
in der gleichen Kiste aufbewahrt werden sollen. Die Kapazität hängt
dabei vom Platzbedarf jedes Modells, seiner Anordnung auf dem Einlegeboden
und – entscheidend! – von der erforderlichen Zwischenraumhöhe
ab. Dafür werden die Modelle optimal auf den Einlegeböden
verteilt und arrangiert.
Nachdem der "Lageplan" fertig ist, erfolgt der weitere Ausbau
der Einlegeböden.
(3) Einlegeböden ablegen oder einhängen?
Bei meinen Kisten (Oder hohen Kartons als Ersatz) versehe ich die Innenseiten
auf den untersten Ebene, dem Kistenboden, mit "Wänden"
aus 20 mm dickem Styropor. Bei Einbau von Einlegeböden lässt
sich somit die zweitunterste "Etage" mit Modellen auf diesen
Styroporwänden in der Kiste ablegen, auch wenn diese Wände
die Nutzfläche des Kistenbodens etwas verkleinern. Diese Vorgehensweise
kann auch für weitere, darüber positionierte Einlegeböden
zum Einsatz kommen. Dann lassen sich die Einlegeböden auch außerhalb
der Kiste übereinander stellen. Bei meinen Kisten kommt aber eine
andere Ablegemethode zum Einsatz. Wenn kleine, z.B. mit Moßgummi
gepolsterte Vierkant-Aufnahmen an der Innenseite der Holztransportkiste
befestigt werden, können weitere Einlegeböden darauf abgelegt
werden. Die Position der Vierkant-Aufnahmen ist für jede "Etage"
leicht versetzt und somit ergeben sich Aussparungen, die sich bei den
jeweils tiefer liegenden Einlegeböden entsprechend vergrößern.
Man sollte sich also schon vor dem Arrangieren der Modelle auf den Einlegeböden
entschieden haben, ab man durchgehend Styroporwände benutzt oder
die Einlegeböden auf Vierkant-Aufnahmen einhängen will. Außerdem
muss beim Einhängen und Herausnehmen der Einlegeböden wegen
der jeweiligen Aussparungen auf die richtige Reihenfolge geachtet werden.
(4) Bau der "Fundamente"
Auf den "Fundamenten" werden die Modelle abgelegt und fixiert.
Dazu kommt eine Stange Vierkantholz 20 x 20 mm zum Einsatz, von der
kurze Stücke abgesägt werden. Die Länge dieser Vierkantstücke
hängt ab vom Abstand von Tragflächenvorder- zu Tragflächenhinterkante
("Flügeltiefe"), gemessen möglichst nahe am Rumpf.
Um ein Mindestmaß an Standardisierung zu erreichen, variiere ich
die Länge dieser Vierkantstücke in 20 mm-Schritten. Auf diese
Vierkantstücke werden nun gleichbreite Streifen aus Sperrholz aufgeklebt.
Diese Sperrholzstreifen sind jedoch 20 mm länger als die darunterliegenden
Vierkantstücke, so daß die Enden der Sperrholzstreifen jeweils
10 mm überstehen. Die überstehenden Enden der 20 mm breiten
Sperrholzstreifen sind zudem um die Hälfte verschmälert, das
heißt, es handelt sich um 10 mm breite "Nasen". Diese
Nasen dienen später zur Befestigung von geeignet langen Gummibändern
zur Fixierung der Modelle.
Zusätzlich werden die Sperrholzstreifen zum Schutz der Lackierung
der Modelle mit Schaumstoff abgepolstert. Ich verwende dazu gerne "Tesamoll"
oder ähnliches Material zum Abdichten von Fenstern und Türen.
Die aufgerollten Schaumstoffstreifen sind fast 10 mm breit und bereits
selbstklebend ausgestattet. Sie müssen also nur noch auf die passende
Länge zugeschnitten und auf die Sperrholzstreifen geklebt werden.
Kartonstreifen sind zwar leichter herzustellen, sind aber weniger widerstandsfähig
gegen die von den Gummibändern auf Dauer ausgeübten Zugkräfte,
die man nicht unterschätzen sollte. Insbesondere bei manchen Modellen,
die eine große "Flügeltiefe" (s.o) haben und deren
Sperrholzstreifen entsprechend lang ausfallen.
(5) Fixierung der Modelle
Nachdem der "Lageplan" fertig ist empfiehlt es sich, die Lage
der Fundamente auf dem Einlegeboden sauber auszurichten und zu markieren.
Hilfreich ist ebenfalls die Anzeichnung eines Pfeils, der die Orientierung
(Bug vs. Heck) des Modells angibt sowie eine eindeutige Modellbezeichnung.
Die Fundamente werden dann gemäß Lageplan paarweise auf dem
Einlegeboden von der Unterseite aus angeschraubt. Diese Verbindung hat
den Vorteil, dass sie trennbar ist und falls erforderlich später
eine wenig aufwändige Umpositionierung von Modellen erlaubt.
(6) Toilettenpapier
Wozu? Dazu! Um zu vermeiden, daß die Fixier-Gummibänder direkten
Kontakt mit den lackierten Modellen (genauer: Tragflächenoberseiten)
bekommen, lege ich zwischen Gummiband und Modell Toilettenpapierblätter
(kleine Lappen dicken Filzes oder anderer Stoffe tun´s auch),
die ich vorher auf Maß falte. Damit wird verhindert, daß
die Gummibänder mit der Zeit auf dem Modell festkleben oder die
darin enthaltenen Weichmacher die Lackierung des Modells angreifen.
Wäre doch schade um die Arbeit...
Gleiches kann man auch zwischen der Tragflächenunterseite und der
Schaumstoffpolsterung anwenden.
(7) Aufbewahrung von Zubehör
Zur Aufbewahrung der einzelnen Ständerelemente, Modell-Infokärtchen,
Ersatzgummibänder, Ersatztoilettenpapierblätter, Baumwollhandschuhen,
einer Pinzette und eines breiten Schminkpinsels zum Entstauben benutze
ich einen kleinen Karton, den ich seitlich hochkant in die Holzkiste
integriere. Somit ist der Karton fixiert und ich habe immer alles sofort
griffbereit.
(8) Fazit
Über die Jahre mit vielen Ausstellungen und reichlichen Reisekilometern
habe ich mit dieser Methode des Modelltransportes nur die besten Erfahrungen
gemacht. Wer viel Zeit und Energie in den Bau der Modelle investiert,
sollte beim Transport/Lagerung derselben nicht am falschen Ende sparen.
Das Aus- und Einpacken der Modelle dauert gewiss seine Zeit, besonders
nach Veranstaltungsende möchte man schnell "vom Hof".
Diesen Zeitverlust holt man aber wieder schnell herein, weil während
des Transports so gut wie nie Schäden auftreten und die Holztransportkisten
zu Hause sofort verstaut werden können.
Vielleicht ist meine – zugegeben aufwändige aber bewährte
– Methode ja auch eine Anregung für andere.
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